Zehn Tipps für die Sprech-Stunde (aus
www.surfmed.at)
Haben Sie neulich wieder erst nach vier Wochen einen Termin beim Arzt bekommen,
sind nach zwei Stunden Warten drangekommen, und nach vier Minuten mit zwei
Rezepten und vier unbeantworteten Fragen wieder draußen gewesen? Das muss nicht
sein. Ein wenig Strategie und Taktik hilft gegen den Untergang in der ärztlichen
Sprechstundenroutine.
1. Klären Sie Ihre Erwartungen
Geht es Ihnen um die schnelle Hilfe bei einer akuten
Erkrankung, um die Heilung oder Besserung einer chronischen Krankheit oder um
eine ausführliche Beratung bei Gesundheitsproblemen, die vielleicht mit einer
schwierigen Lebenssituation zu tun haben? Machen Sie die Sprechstundenhilfe bei
der Terminvereinbarung darauf aufmerksam, wenn Sie denken, dass Ihr Gespräch
mit dem Arzt mehr Zeit als üblich erfordern wird.
2. Gute Vorbereitung ist die halbe Diagnose
Wenn Sie den Sprechstundenbesuch gut vorbereiten und Ihrer
Ärztin oder Ihrem Arzt klare Angaben über Ihre akuten Beschwerden wie auch über
Ihre "Krankengeschichte” machen können, spart das Zeit, legt die
richtigen (Nach-)Fragen nahe, erleichtert eine vorläufige Diagnose und kann
Ihnen unnötige Untersuchungen ersparen. Je ratloser der Arzt bleibt, desto eher
könnte er dazu neigen, sich von solcher Ratlosigkeit durch den voreiligen Griff
zum Rezeptblock zu befreien.
3. Klares Beschwerdebild machen
Welcher Art sind Ihre Beschwerden, seit wann treten sie auf und
unter welchen Begleitumständen und/oder zu welcher Tageszeit? Vielleicht werden
Ihnen auf diese Weise Zusammenhänge deutlich, die Ihre Ärztin oder Ihr Arzt
ohne entsprechende Hinweise in der Sprechstunde nicht unmittelbar erkennen kann.
Wenn Sie Beschwerden haben, die zu bestimmten Tageszeiten auftreten, vereinbaren
Sie den Arzttermin möglichst auch zu diesen Zeiten.
4. Mappe über alle Gesundheitsunterlagen anlegen
Für den Arzt wie auch für Sie selbst kann es hilfreich sein,
eine Mappe zusammenzustellen, die alle wichtigen Informationen über
Vorerkrankungen, Untersuchungen, Operationen und Impfungen enthält. Falls Sie
Unterlagen über bereits früher erhobene Befunde oder Röntgenaufnahmen haben,
fügen Sie diese hinzu – ebenso Ihren Impf- oder Allergiepass. Notieren Sie,
was Sie eventuell selbst bereits gegen Ihre Beschwerden unternommen haben. Falls
Sie Medikamente einnehmen, schreiben Sie alle Präparate auf – neben den
verordneten auch die ohne Rezept erhältlichen, also z. B. Schmerzmittel, Abführmittel
oder Vitaminpräparate. Wenn Sie auch bei anderen Ärzten oder einem
Heilpraktiker in Behandlung sind, teilen Sie dies unbedingt mit.
5. Überlegen Sie, welche Fragen Sie an den Arzt
haben
Ein "Spickzettel” kann helfen, während der Sprechstunde
nichts Wichtiges zu vergessen bzw. nichts wegzulassen, weil die Ärztin oder der
Arzt vielleicht gerade sehr in Zeitdruck zu sein scheint. Sie können sich auch
während der Sprechstunde Notizen machen.
6. Ehrlich sein bei Angaben zum Lebensstil
Also zum Beispiel zu Ihrer Stressbelastung, Ihrem Zigaretten-
und Alkoholkonsum, Ihren sportlichen Aktivitäten und Essgewohnheiten. Wenn die
Ärztin oder der Arzt merkt, dass Sie es nicht ganz ernst meinen, wird er auch
Sie nicht ganz ernst nehmen. Das erschwert das gegenseitige Verständnis und
Vertrauen.
7. Öfters nachfragen
Die Ärztin oder der Arzt ist verpflichtet, Sie über die
Diagnose wie über den Behandlungsplan verständlich und genau zu informieren,
Sie also über die Heilungschancen wie über die Risiken und Folgewirkungen der
geplanten Behandlung aufzuklären. Zögern Sie nicht, so lange Fragen zu
stellen, bis Sie wirklich alles verstanden haben. Falls Sie Bedenken haben oder
z. B. befürchten, die Behandlung aufgrund Ihrer persönlichen Lebensumstände
nicht durchhalten zu können, äußern Sie Ihre Zweifel. Erkundigen Sie sich
auch nach Alternativen zur vorgeschlagenen Therapie. Lassen Sie sich nicht eilig
"abfertigen". Denken Sie daran: Es heißt Sprechstunde, nicht
Schweigeminute.
8. Medikamentenwirkung erklären lassen
Lassen Sie sich erklären, wie Medikamente wirken und mit
welchen unerwünschten Wirkungen Sie rechnen müssen. Fragen Sie, ob es Möglichkeiten
gibt, diese zu mildern, zum Beispiel durch eine bestimmte Ernährung oder die
Umstellung von Lebensgewohnheiten.
9. Müssen diese Untersuchungen wirklich sein?
Technischer Aufwand kann den erfahrenen Blick und das richtige
Gespür für den erkrankten Menschen nicht ersetzen. Teure Diagnosegeräte
entwickeln in vielen Arztpraxen eine Eigendynamik: Sie müssen sich amortisieren
und sollen daher möglichst oft eingesetzt werden – nicht immer zum Wohle des
Patienten. Wenn Sie also z. B. Magenschmerzen haben, die stressabhängig sind, müssen
Sie nicht das diagnostische Komplettprogramm – Magenspiegelung, Ultraschall, Röntgen,
Laboruntersuchungen – über sich ergehen lassen, damit der Arzt die richtige
Diagnose stellen kann. Scheuen Sie sich nicht, den Sinn aufwendiger und
belastender Untersuchungen zu erfragen.
10. Der Arzt ist Ihr Partner
Bei allem Respekt vor fachlicher Qualifikation: Ihr Arzt ist in
Gesundheitsfragen Ihr Partner, und so sollte er sich auch verhalten. Wenn Sie
sich falsch verstanden und/oder behandelt fühlen und offene, sachliche Gespräche
mit Ihrem Arzt nicht weiterführen, wenden Sie sich an Dritte: an andere Ärzte,
Patientenberatungsstellen, Selbsthilfegruppen. Ob bei einem neuen oder Ihrem
angestammten Arzt: Es gibt keinen Grund, einer Arztpraxis "treu" zu
bleiben, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Therapie keine Fortschritte macht
oder Sie sich dort nicht (mehr) richtig beraten fühlen.